Es ist überall und nirgendwo: Fairtrade. Es ist eine Auszeichnung, die du nur verwenden darfst, wenn dein Unternehmen von der Fairtrade-Organisation überprüft wurde und jedes Jahr erneut überprüft wird. Zenza hat vor Jahren Kontakt aufgenommen und überlegt, das Zertifikat zu erhalten. Wir waren jedoch von den Kosten und der Arbeitsweise dieser Organisation erschrocken. Es fallen sehr teure Kontrollen innerhalb deines Unternehmens an, und gut bezahlte Leute fliegen zwischen verschiedenen Ländern hin und her und fahren in teuren Miet-SUVs zu Handwerkern, um zu überprüfen, wie sie dort arbeiten. Die Kosten dafür trägt das Unternehmen, das das Zertifikat erhalten möchte. Wir fanden das eine falsche Verwendung unseres Geldes. Wir wissen selbst sehr gut, dass wir die Bedingungen erfüllen und brauchen eigentlich keinen teuren Nachweis darüber.

Wie funktioniert Zenza dann?

In Ägypten, wo wir einst begonnen haben, weil Hussein von dort stammt, arbeiteten wir mit verschiedenen kleinen Werkstätten zusammen, die die von uns entworfenen Lampen für uns herstellten. Als Zenza wuchs, wurde dies immer bekannter unter den Handwerkern. Auch wenn der Kupferschmiedmarkt ein weites Gebiet ist, kennt jeder einander und Neuigkeiten verbreiten sich schnell. Daher kamen manchmal Menschen zu uns, die eine Tasche mit einfachem Werkzeug dabei hatten und um Arbeit baten. Da wir selbst auch keine Werkstatt besaßen, konnten wir diesen Menschen wenig helfen. Aber die Nachfrage nach unseren Lampen wuchs enorm und die Produktion konnte kaum auf dem richtigen Niveau gehalten werden.

Deshalb beschlossen wir einen Plan, der für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation schaffen sollte. Wir mieteten eine Werkstatt an einem Ort, den der Kupferschmied für geeignet hielt, kauften das größere und teurere Werkzeug und übergaben es dann dem Handwerker gegen ein Darlehen. Oft gelang es, das Darlehen zurückzuzahlen bereits innerhalb eines Jahres. Das hing natürlich von seiner Produktion ab, je mehr Lampen er uns lieferte, desto schneller konnte die Rückzahlung erfolgen.

Danach war der Handwerker vollständig selbstständig und konnte auch andere einstellen, wenn es notwendig war. Wir wollten nicht Eigentümer all dieser kleinen Werkstätten sein, die Kontrolle darüber behalten und uns mit den täglichen Kleinigkeiten beschäftigen müssen. Außerdem wissen die Menschen selbst viel besser, was nötig ist, wenn man es ihnen überlässt.

Kairo, einer der Orte, an denen Werkstätten ansässig sind.

Dieses System hatte später einen Namen: Microkredite! Damals hatten wir noch nie davon gehört und es selbst erfunden ;) Der schönste Beweis, dass es funktioniert, kam an dem Tag, als wir einen Anruf von einem der Männer erhielten. Er hatte einst arbeitslos und hoffnungslos vor unserer Tür gestanden. Er rief an, um zu sagen, dass er mit seiner Familie zum ersten Mal in ihrem Leben zum Strand unterwegs war (in einem gebrauchten Auto). Du kannst dir vorstellen, wie unglaublich schön es war, das zu hören! So merkst du, dass du wirklich einen Unterschied machst, indem du den Menschen ein finanzielles Stütze gibst und durch fairen Handel, zu fairen Preisen, Geschäfte machst. Keine Abhängigkeit, sondern Selbstständigkeit. Viele Werkstätten sind so entstanden und wir arbeiten seit über 20 Jahren mit vielen von ihnen zusammen. Denn auch die Treue zueinander, durch dick und dünn, macht die Kette fair.

Vor etwa 15 Jahren haben wir dann unsere eigene Fabrik aufgebaut. Hier werden alle Lampen von den Werkstätten der Handwerker hergebracht. So können wir die Qualität bewerten und die Endverarbeitung in unserer Fabrik durchführen. Diese Endverarbeitung umfasst die Veredelung, das Ausstatten mit sicherem zertifiziertem Elektrik, das Verpacken und das Verladen in Container, die zum Hafen transportiert werden. In unserer Fabrik ist es sicher. Wir stellen Schutzbrillen und -schuhe zur Verfügung, sorgen für ein gutes Abluftsystem und bieten Mittagessen an, usw.

Bezahlungssystem

Und dann ist noch etwas anderes entstanden: ein besonderes Bezahlungssystem. Neben dem festen Monatsgehalt erhalten alle Mitarbeiter einen Boni. Für arme Menschen gibt es nie einmal eine große Summe, ihr Gehalt reicht immer innerhalb eines Monats aus, Sparen ist nicht möglich. Die Gehälter, die wir zahlen, liegen weit über dem offiziellen Lohn, den die ägyptische Regierung für diesen Sektor festlegt, aber selbst dann reicht es oft nicht aus. Das liegt daran, dass es so viel Arbeitslosigkeit gibt und jemand mit einem Gehalt manchmal 8 oder mehr Personen unterstützen muss. Der Bonus ist dann die Lösung, um größere Schritte im Leben machen zu können. Eine Hochzeit zu bezahlen, ein zusätzliches Zimmer oder eine Etage im Haus zu bauen, eine Operation für ein Familienmitglied zu finanzieren usw. Es ist wirklich so, der Tag, an dem die Boni ausgezahlt werden, ist unser schönster Tag in der Fabrik. Wir sind so gerührt von den Geschichten und so dankbar, dass wir ein wenig extra dazu beitragen können, die Lebensbedingungen der Menschen, die für Zenza arbeiten, zu verbessern.

Auch während der Corona-Zeit, die auch in Ägypten hart zuschlägt und alles schwieriger und teurer macht, konnten wir alle Gehälter weiterhin auszahlen. Das mag vielleicht ganz normal erscheinen, aber in Ägypten ist das bei weitem nicht so.

Und wie arbeitet Zenza in Marokko zusammen?

In Marokko arbeiten wir auch sehr gerne, wir haben hier durch Yasminas Hintergrund eine gute Beziehung zu verschiedenen Handwerkern aufbauen können. Der warme Kontakt und die Geschichten, die wir über unser Leben austauschen, haben für das Geschäft eine sehr freundschaftliche Basis gelegt. Geschäft ist auch eine Frage des sich gegenseitigen Gönnens. Es geht um Geben und Nehmen, nicht immer das Letzte aus dem Topf herauszuholen. Gerade das Arbeiten auf der langfristigen Basis bringt die besten Ergebnisse. Man versteht die Möglichkeiten und Einschränkungen des anderen und findet eine Weise, damit umzugehen, um das beste Ergebnis zu erzielen. Jedes Mal, wenn wir eine Bestellung bei einer bestimmten Werkstatt aufgeben, freuen wir uns für die Personen, die dort arbeiten, schließlich kennen wir sie alle. Mehr noch, wir haben viele Mahlzeiten miteinander geteilt und uns die lustigsten Spitznamen für einander ausgedacht :)

Wie arbeitet Zenza in Indien zusammen?

In Indien arbeiten wir mit einer Agentin zusammen, da wir dort keine „Wurzeln“ haben, die Sprache nicht sprechen und das Land uns daher voll von Geheimnissen bleibt. Mit ihr haben wir ausführlich über unsere Bedingungen gesprochen, über wie und mit wem wir arbeiten möchten. Sie stellt uns nur Unternehmen vor, die keine Kinderarbeit tolerieren, von der Regierung überwacht werden und unter sicheren Bedingungen arbeiten. Am liebsten arbeiten wir mit Frauenprojekten, da es für Frauen in Indien noch schwieriger ist als für Männer. Der größte Teil unserer Schmuckstücke wird von den Frauen hergestellt, die du auf dem Foto unten bei der Arbeit siehst.

Wir erzählen gerne über diesen Hintergrund unserer Arbeit, nicht um uns auf die Schulter zu klopfen, sondern um Einblick in unsere Arbeitsweise zu geben. Wenn du also liest, dass Zenza nach ethischen Prinzipien arbeitet, weißt du jetzt, was wir damit meinen. Und wie das durch jedes Produkt, das wir verkaufen, zu einer etwas besseren Welt beiträgt. Wir hoffen, dies noch lange tun zu können, um vielen Familien weiterhin zu helfen, einen Schritt in ihrem Leben voranzukommen.